Endlich sind sie tot! by Sebastian Stammsen

Endlich sind sie tot! by Sebastian Stammsen

Autor:Sebastian Stammsen
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-89425-875-7
Herausgeber: Grafit Verlag GmbH
veröffentlicht: 2014-11-20T16:00:00+00:00


33

Daniela

Marvins Ausbruch hatte Heikos Neugier geweckt, ich merkte deutlich, dass er von dieser neuen Entwicklung fasziniert war. Während wir den Film wieder und wieder durchgingen, mit verschiedenen Einstellungen nach Erkenntnissen suchten, erkannte ich den jüngeren Heiko und seinen jugendlichen Eifer wieder.

Doch auch er musste schließlich zugeben: »So spannend das ist, aber es reicht noch nicht aus, um eine Aussage zu treffen.«

»Was sagt dir dein Gefühl?«, fragte ich.

»Es ist unglaublich. Entweder wir waren gerade Zeugen einer echten multiplen Persönlichkeit oder er versucht, uns zu täuschen. Ich weiß nicht, welche Möglichkeit ich faszinierender finde«, erklärte er mit leuchtenden Augen.

Und ich wusste nicht, welche Möglichkeit mir mehr Angst machte. »Ich bin froh, dass du hier bist«, sagte ich mit einem Seufzen.

»Weil ich der beste Experte bin?«

»Ja.«

»Nicht weil ich Heiko bin.«

»Nein.«

»Noch nicht einmal, weil ich Heiko, der beste Experte bin.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Dachte ich mir«, brummte er.

Nachdem die Ärztin uns bestätigt hatte, dass es viele Stunden dauern würde, bevor damit zu rechnen war, dass Marvin wieder zu sich kam, setzte Heiko unter Aufbietung seines ganzen Charmes durch, dass Marvin auch weiter gefilmt wurde und wir sofort benachrichtigt wurden, wenn der Junge zu sich kam. Wir diskutierten nicht über die Ruhigstellung, denn in diesem Fall konnte ich sogar nachvollziehen, dass es dazu keine Alternative gegeben hatte.

Da wir im Krankenhaus nichts mehr ausrichten konnten, fuhren wir zurück ins Präsidium. »Ich habe gehört, Sie haben unseren Täter niedergeschossen?«, empfing uns ein grinsender Kommissar Busch.

»Er hat vier Pfleger angegriffen«, entgegnete ich.

»Daraufhin hat ihn einer der Pfleger getasert«, stellte Heiko klar.

»Hat sich denn etwas Neues ergeben?«, fragte Busch, nun ebenso sachlich.

Heiko erläuterte die Möglichkeiten, die es zur Erklärung der Ereignisse gab, und auch bei Busch konnte ich zunehmendes Unbehagen erkennen.

»In Ordnung«, meinte der Kommissar schließlich. »Wo Sie nun schon einmal hier sind, können Sie mir auch helfen. Ich befrage gerade einen der Nachbarn. Frank Cagas.« Als Busch uns erzählte, in welchen Schwierigkeiten Cagas steckte, spürte ich Bedauern in mir aufsteigen.

»Der Anwalt des Mannes ist gerade eingetroffen und ich möchte die Befragung fortsetzen. Es gibt einige Punkte, die noch geklärt werden müssen, und mich würde interessieren, ob Sie beide Cagas für glaubwürdig halten.«

»Was ist denn Ihr Eindruck?«, fragte ich.

Busch grinste. »Ich möchte Sie nicht beeinflussen. Das wäre unwissenschaftlich, oder?«

Und dann war er verschwunden. Ich schaute Heiko fragend an, doch der sagte nur lapidar: »Siehst du, ich habe es dir doch gesagt.«

Ich stieß ihm meinen Ellenbogen in die Rippen und nahm das Stöhnen befriedigt zur Kenntnis. Der Beobachtungsraum im Präsidium glich dem im Krankenhaus und denen in allen psychotherapeutischen Kliniken des Landes. Durch den Einwegspiegel sahen wir einen niedergeschlagenen Frank Cagas und einen Mann mit Gelfrisur und teurem Maßanzug.

»Der Typ ist doch kein Pflichtverteidiger«, stellte Heiko fest. »Wie kann ein Hartz-IV-Empfänger sich denn so einen Anwalt leisten?«

Ich hatte auf diese Frage keine Antwort, aber Busch vielleicht. Wir hörten, wie sich der Anwalt als Eduard Förster vorstellte, eine äußerst elegante Erscheinung mit überkorrektem Auftreten.

Die drei Männer setzten sich und der Anwalt ergriff sogleich das Wort. »Darf ich fragen, weshalb Sie meinen Mandanten hier festhalten?«

»Wir halten Ihren Mandanten nicht fest«, entgegnete Busch ruhig.



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